DS LÖTSCHBERG

Aus der Rumpelkammer in die Vitrine

Das Dampfschiff Lötschberg ist um ein Juwel reicher: eine funktionierende Zweizylinder-Dampfpumpe. Die Brienzersee-Crew hat das historische Stück in der Freizeit revidiert.

Eine schmale, knarzende Holztreppe führt ins Reich der Träume. Hier oben in einem Estrich der Brienzersee-Werft lagern Überbleibsel einer anderen Zeit: Steuerräder, Sturmlaternen, Stühle. Ganz hinten, vergessen unter einer dicken Staubschicht, entdecken wir gleich drei Dampfmaschinen. Es sind Pumpen, die auf alten Schiffen gedient haben, um Wasser zu bewegen. Die grösste als Feuerlöschpumpe auf dem Dampfschiff Lötschberg. Nun stehen sie da und warten selbst darauf, dass jemand sie wieder in Bewegung bringt.

Faszination für Antiquitäten

Für eine Pumpe ist dies in Erfüllung gegangen. Jene, die Steuer- und Zimmermann David Lorenzo vor einigen Jahren hier oben entdeckt hat. «Antiquitäten haben mich schon immer fasziniert», sagt er. Sofort war ihm klar, dass er die Maschine wieder zum Laufen bringen will. «Schliesslich ist sie ein historischer Teil unseres Dampfschiffs Lötschberg.» Ohne Mühe hat er seine Kollegen Simon Hinni und Patric Lüthi dafür begeistern können, die Pumpe zu revidieren und in Betrieb zu nehmen. Begeisterung für Dampf verbindet sie: Alle drei arbeiten als Heizer im Maschinenraum der Lötschberg. Zudem sind sie im Winter als «Ländteteam» unterwegs, um die Anlegestellen rund um den Brienzersee in Stand zu halten.

Unzählige freudvolle Stunden

Während drei Wintern haben sie in der Werft in Interlaken Ost an der Pumpe gearbeitet. Ungezählte Stunden ihrer Freizeit haben sie dafür geopfert. «Mit Freude und Motivation ist das kein Problem», sagt Simon Hinni. Zuerst haben sie die Maschine in Einzelteile zerlegt. Das ging nicht ohne Schwierigkeiten: Einer der Kolben war festgeklemmt und liess sich nur mit Gewalt lösen. Jeder Schritt wurde mit dem Smartphone fotografiert, damit die Maschine später wieder zusammengesetzt werden kann. Denn eine Dokumentation oder gar eine Anleitung gibt es nicht. «Dampfmaschinen funktionieren alle ähnlich», beruhigt Simon Hinni. «Die Technik ist einfach. Wenn man sie begriffen hat, kann man die Maschine wieder zusammenbauen.»

Einsehbare Flachschieber

Damit die Passagiere einen Einblick in diese Technik erhalten, wurde ein Teil der Pumpe durch eine Plexiglasscheibe ersetzt. «Die Abdichtung dieser Scheibe war eine grosse Herausforderung und hat uns fast zur Verzweiflung gebracht», erzählt Patric Lüthi. «Mehr als einmal haben wir überlegt, statt dessen wieder die Originalabdeckung aufzusetzen.» Doch jetzt sind durch die Plexiglasscheibe die Flachschieber zu sehen, die die Dampfzufuhr zu den Kolben steuern. Eine Technik, wie sie auch in der grossen Dampfmaschine der Lötschberg zum Einsatz kommt.

Kreative Ersatzteilproduktion

Die Einzelteile der Dampfpumpe wurden sandgestrahlt und neu gespritzt. Ersatzteile mussten selbst hergestellt werden. Ab der Stange zu kaufen gibt es sie nicht. Zum Beispiel wurden Dichtungsringe in der passenden Grösse aus Gummimatten ausgeschnitten. Schlussendlich hat die ganze Brienzersee-Crew mitgeholfen, damit die Dampfpumpe schön beleuchtet auf einem Sockel in einer Vitrine auf dem Dampfschiff Lötschberg ausgestellt werden kann. «Die Kolleginnen und Kollegen waren sehr hilfsbereit», freut sich David Lorenzo. Auch die BLS Schifffahrt aht sich beteiligt und einen Druckluftgenerator gekauft, der nun die Dampfpumpe antreibt.

Ursprungszweck unklar

Wie alt die Pumpe ist und wozu sie ursprünglich verwendet wurde, ist unklar. Seit dem Ende der 1960er-Jahre wurde sie gebraucht, um Heizöl in den Brenner der Lötschberg zu pumpen. Damals wurde die Feuerung von Kohle auf Öl umgestellt. Bei der Grossrenovation im Jahr 2000 wurde sie ersetzt und landete schliesslich in der Rumpelkammer am oberen Ende der knarzigen Holztreppe.

Mitarbeitende der BLS Schifffahrt haben zwei Berufe

Im Sommer betreiben sie die Schiffe, im Winter unterhalten sie diese. Heizer Simon Hinni hat im vergangenen Winter als Schlosser zum Beispiel an neuen Geländern für das Motorschiff Brienz gearbeitet oder an der Wasseraufbereitung auf dem Motorschiff Jungfrau. Steuermann und Heizer David Lorenzo hat als Zimmermann am neuen Deck des Motorschiffs Jungfrau gearbeitet. Steuermann und Heizer Patric Lüthi hat als Mechaniker die Balancepumpe der Lötschberg restauriert. Diese Pumpe dient dazu, kaltes Wasser zur Dampfmaschine zu bringen. Dort wird damit der verbrauchte Dampf gekühlt und kondensiert. Das historische Stück von 1914 ist für Passagere sichtbar beim Exzenter auf der linken Seite (in Fahrtrichtung) im Maschinenraum.

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